dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
titel: Kölner Werkbundausstellung 1914
jahr: 1914
adresse: Deutzer Rheinufer nördlich des Deutzer Bahnhofs, Köln, Deutschland
+: «Der Deutsche Werkbund hatte mit seiner ersten grossen Leistungssschau in Deutschland – der Werkbundausstellung 1914 in Köln – einen wichtigen Anstoss für die Wandmalerei in öffentlcihen Gebäuden geliefert. In den temporären Ausstellungsbauten wirkten Architekten und bildende Künster zusammen, und es entstanden zahlreiche Wandmalereien und Wandgestaltungen. Viele der beteiligten bildenden Künstler und Architekten sammelten hier erste Erfahrungen im bereich der Wandmalerei, auf die sie in den 1920er-Jahren zurückgriffen. Das bei der Gründung des Deutschen Werkbundes formulierte Ziel der 'Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk' konnte mit den Ausstellungsbauten, ihrer Architektur und Innenraumgestaltung sowie Wandmalereien ideal umgesetzt werden. Doch auch hier galt eine dominierende Rolle der Architektur, die sich schon daran zeigt, dass die Ausstellungsleitung zunächst nur Aufträge an die Architekten für Ausstellungsbauten vergeben hatte.» (Schuler 2017, S. 121)
«Diese Beispiele zeigen […], dass der Verbindung von Architektur und bildenden Künsten innerhalb der Werkbundausstellung ein doch zentraler Stellenwert zugemessen wurde, auch wenn die Architektur dabei meist die primäre und dominierende Position einnnahm. Wandmalereien wurden neben bauplastischen Werken, Skulpturen, Glasmalereien und eher dekorativen Raumgestaltungen eingesetzt und eher in den unspezifischen, nicht zu Ausstellungszwecken benutzten Räumen realisiert. Die Werkbundausstellung prägte später auch die Ausstellungen der 1920er-Jahre, die sich die Wandmalerei in ähnlicher Weise zunutze machten. […] Viele der Künstler, die hier mit Wandgemälden betraut waren, wie Oskar Schlemmer, Willi Baumeister oder der Hallische Künstler Erwin Hahs, konnten in den 1920er-Jahren wandmalerisch arbeiten oder bemühten sich oftmals aktiv um solche Aufträge. Nur Ernst Ludwig Kirchner sollte während der Weimarer Republik keine Realisierungsmöglichkeit mehr finden. Aber auch sein intensiver Entwurfsprozess und die lang anhaltende Diskussion mit den Essener Museumsdirektor Ernst Gosebruch bezeugt, wie wichtig es ihm offenbar gewesen wäre, einen solch umfassenden Wandbildzyklus im öffentlichen Raum auszuführen.
Die inhaltliche Heterogenität und stilistische Diskrepanz, die mitunter zwischen Architektur und Bildwerken feststellbar ist – wie bei der klassizistischen Haupthalle Theodor Fischers und den modern formulierten Werken der Hölzel-Schüler oder der avantgardistisch sachlichen Architektur von Gropius' Büro- und Fabrikgebäude und den expressionistischen Wandmalereien der Künstler Erwin Hahs und Georg Kolbe, Hans Blanke und Otto Hettner – spielt die Vielfalt der künstlerischen Positionen wieder, die im Werkbund vereint waren. In Ermangelung öffentlicher Aufträge bot sich hier für viele Werkbundarchitekten und -künstler eine gute Gelegenheit, das Zusammenspiel zwischen Architektur, Wandmalerei und Bauplastik zu erproben. Einige der Künstler, die in den 1920er-Jahren vor allem wandmalerisch tätig waren, sammelten hier erste Erfahrungen, die Grenze zwischen Raumkunst und Wandmalerei lässt sich jedoch nicht immer streng ziehen. Die auf der Werkbundausstellung realisierten Werke unterscheiden sich also in ihrer Funktionalität, die von Raumgestaltung über illustrierende Dekoration bis hin zu eher identitätsstiftenden Werken wie denen der Hölzel-Schüler reichten, die in der Haupthalle Theodor Fischers angebracht waren.» (Schuler 2017, S. 123–124)