www.mural.ch: literatur

dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

titel: Zweites 50-Meter-Hallenbad der Stadt

+: NZZ 2.10.1978, S. 29

«Super-Kunststoffrosen

Augenfällig ist auch der künstlerische Schmuck, auf den man nicht verzichtet hat. Die Graphikerin Charlotte Schmid hat drei riesige rosenartige Wunderblumen aus Kunststoff gestaltet, welche die mit Wolkengebilden eher eben nur angehauchte als bemalte Decke mit mild-rosigem Schimmer beglänzen. In der streng funktionellen, von Geraden und rechten Winkeln geprägten Halle sind diese plastischen Gebilde im Neo-Jugendstil so etwas wie ein liebenswürdiger Scherz. Max Kollbrunner, der Architekt, hat sich freilich nicht auf Geraden und rechte Winkel beschränkt. Die über dem Restaurant und dem Sprungbecken notwendige Höhenentwicklung verschafft dem im übrigen niedrigen, in der Horizontale ausgreifenden Baukörper den Akzent einer spannungsvoll durchmodellierten Gebirgslandschaft. Während das Nebengebäude mit den Garderoben, den Fitness-Räumlichkeiten und der grossen Sauna fast ganz im Boden verschwindet, erhebt sich der Hallentrakt mit durchgehenden Fensterbändern nur verhältnismässig wenig darüber hinaus: Das ganze Gebäude ist recht eigentlich in eine Mulde gestellt. Die Farben, die ebenfalls von Frau Schmid bestimmt worden sind, schaffen feine Konstraste, die fast ein wenig den Eindruck von Luxus wecken; in den Garderoben aber hat sie einem Eiscrème-Rosa Platz gewährt, über das sie selber am spitzbübischsten lachen kann.»