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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

künstler: Gottfried Semper

titel: Arabeskendekoration

jahr: 1864

adresse: Semper-Sternwarte (Turm), Schmelzbergstrasse 25, Zürich

+: Sgraffito

«[…] Die beiden ebenfalls durch kräftige Gesimse abgeschlossenen Obergeschosse hoben sich vom Mauerwerk des Erdgeschosses deutlich ab. Sandsteinerne Lisenen, die in perlenschnurähnlichem Rhythmus geteilt waren und deshalb – zumindest aus der Nähe – nicht wie tragende Pfeiler, sondern wie Zierbänder wirkten, gliederten die Wände in schmalere und breitere Felder. Diese waren schmucklos verputzt, wogegen fein gewundene Arabeskensgraffiti die gleicherweie gesäumten Flächen des Kuppeltambours bedeckten. [Anm. In einem undatierten Briefentwurf erwähnte Semper auch figürliche Motive, die aber unausgeführt blieben. Die Skizze eines dieser Motive, eine Frühjahrsgöttin, die auf ein Bild am Turm der Winde in Athen anspielt, ist erhalten.] Dazu bemerkte Semper 1867: 'Welche Hülfsmittel und Freiheiten […] die gedachte Sgraffitomanier gestattet, das habe ich bei der eigenhändig ausgeführten Arabeskendekoration unter der Kuppel der hiesigen Sternwarte erprobt. Diese Arabesken sind sozusagen aus freier Hand entstanden. Die Aufpausung der Zeichnungen auf die Wandflächen geschah nur in den allgemeinsten Massenpartien ohne Detaillierung, alles Einzelwerk wurde improvisiert, was mitunter mißglückte und Ripentimenti zur Folge hatte. Dessenungeachtet ist diese Arabeske meines Erachtens im Stile besser, als der allerdings viel kunstvollere Schmuck an der nördlichen Façade des Polytechnikums.'

Aus einem nur fotografisch überlieferten Aufriss und dem Entwurf eines Briefs an den Schulratspräsidenten Johann Karl Kappeler lässt sich folgern, dass Semper ursprünglich beabsichtigte, auch die Wandfelder der beiden Obergeschosse mit Sgraffiti zu bereichern, wobei er die Planeten darzustellen erwog. Zunächst beliess er das Mauerwerk unverputzt, um die Möglichkeit zu wahren, wenigstens einen Teil der Felder mit Sgraffiti füllen zu können. Auch darauf musste er letztlich verzichten, weil die Baukosten den anfangs geschätzten Betrag ohnehin erheblich überstiegen.» (Nerdinger / Oechslin 2003, S. 362–363)

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