dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
künstler: Coghuf
titel: Bewegung (Arbeiter auf dem Weg zur Arbeit / Arbeiter auf dem Heimweg)
jahr: 1931–34
adresse: Hauptpost (Schalterhalle, Rückwand des «Telegrafenbüros»), Rüdengasse 2, Basel
+: Coghuf gewann 1931 den ersten Preis des Basler Kunstkredits mit Ausführung (CHF 7'000.-). Der Wettbewerb schrieb ein Gemälde für die Schalterhalle der Hauptpost an der Rüdengasse vor, das Thema war aber frei. Das Werk Coghufs wurde offenbar von der Postverwaltung und Teilen des Publikums abgelehnt und 1957 schliesslich durch ein Werk Judith Müllers ersetzt (das heute ebenfalls nicht mehr zu sehen ist). Die 276,5 x 347,5 cm grosse Leinwand Coghufs befindet sich heute in einem Depot.
«Coghuf wird nun über die ehrwürdigen Häupter unserer Kassenbeamten in kecker Bewegung und dreister Art seine daherschreitenden Arbeiter an die Wand hinmalen […]. Das Bild hat etwas Gutes, trotzdem es sich nicht so gut in die breite Wand mit dem unmittelbar wagrecht darüber liegenden Glasdach einfügt. Der junge, noch unerfahrene Künstler, hat aber auch bei einem berühmten, guten Maler sein Motiv förmlich kopiert. Ich denke dabei an die heimkehrenden Arbeiter von Edvard Munch, ein Bild, das in seiner Monumentalität, seiner leichten flotten Malweise und starkem seelischen Ausdruck einen erschütternden Eindruck macht. Was uns Munch so gewaltig gibt, wird Coghuf uns, trotzdem er ihn kopiert, nicht entfernt geben können; denn dazu fehlen ihm zeichnerisches sowie malerisches Können. […] Die langen Beine der Figuren baumeln wie halbausgestopfte Strümpfe an denselben. Die Gesichter sind ausdruckslos. […]
Wenn wir die Ausstellungen des Basler Kunstkredites der letzten Jahre betrachten, so fällt uns auf, dass immer eine und dieselbe Gruppe von jungen Basler Malern sich in die Preise teilen. Es sind dies hauptsächlich Leute der Rotblauvereinigung. Es ist immer einer von diesen Malern in der Jury, der dann für seine Leute sorgt. […]» (aus: Schweizerische Post und Telegraph, 1931)
«Coghuf stellte, inspiriert von den Bildern Edvard Munchs, Arbeiter auf dem Heimweg dar. Eine der zeitgenössischen Reaktionen darauf lautete: 'Die Inspiration zu diesen Typen kann der Maler kaum in der Schweiz empfangen haben. Der Geruch, der diesen Gestalten anhaftet, ist nicht schweizerisch oder wenigstens auf keinen Fall etwas schweizerisch Typisches.'» (Capol 2000, S. 153)
«Der Kommentar der Jury: 'Der Entwurf Bewegung setzt an einen stark belebten Ort eine packende Darstellung aus dem Leben unserer Zeit. Dieser Entwurf ist künstlerisch und menschlich eine so eindrückliche Leistung, dass er die architektonisch sehr divergierenden Elemente […] zu beherrschen vermag.'
Die Kommentare der Öffentlichkeit: «[…] Es wird den Baslern wenig Ehre einbringen, eine öffentliche Institution, wie die Hauptpost eine ist und wo auch viele Fremde täglich ein- und ausgehen, mit einem so schandbaren Helgen, von dem überhaupt kein Mensch weiss, was es darstellen soll, zu verunstalten. Das Bilderweckt in einem Fremden den Eindruck, als ob sich in Basel nur solche jämmerlichen Gestalten herumtreiben würden. Bei der jetzigen Wirtschaftskrise wäre es angebracht, das Geld für nützlichere Dinge […] zu verwenden.' Walter Kurt Wiemken beteiligte sich zum dritten Mal an einem Wetbewerb. Sein Entwurf 'Variationen über Basel I' erhielt den 3. Preis […].» (Straumann, S. 44–45)