Siqueiros – unlöschbare Flamme der Unruhe und Widersetzlichkeit, in: Antonio Rodríguez, Der Mensch in Flammen, 1967, S. 194 (dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch)
eingetragen von Alex Winiger am 01.02.2017, 21:40 (email senden)
geändert von Alex Winiger am 01.02.2017, 22:03 (email senden)
«Bis zu dem Wandbild im Hospital de la Raza hatte Siqueiros, wenn man von drei grossartigen Staffeleibildern absieht, die Richtigkeit seiner Thesen, die er durch drei Jahrzehnte mit so viel Nachdruck vertreten hatte, tatsächlich durch kein grosses Wandbild bestätigen können. Seine Theorien, die in vielem der Zeit vorausgriffen, brachten wohl hier und da einzelne praktische Erfolge. Aber die Vereinigung von Theorie und Praxis und dazu die Fähigkeit, ein anspruchsvolles Objekt bis zum Ende durchzuführen, erreichte Wiqueiros zum ersten Male, wenigstens in Mexiko, mit dem Wandgemälde in Gebietskrankenhaus der Sozialversicherung. […]
Der Raum, der Siqueiros hier zur Verfügung stand, kam seinen Theorien entgegen. Die Architektur war muschelförmig, hatte keine Ecken oder andere Unterbrechungen, und die Wandmalerei konnte sich ungebrochen über die ovale Decke ausbreiten, als ein einziges Bild, auf dem sich die Figuren, die Gruppen und die Gegenstände wie Himmelskörper in der Wölbung eines Planetariums bewegen. Der Künstler versucht hier, mit ausschliesslich malerischen (und wie sich zeigt: architektonischen) Mitteln den plastischen Raum zu gestalten, ähnlich dem, was Künstler des achtzehnten Jahrhunderts in den barocken Kirchen mit der vielfarbigen Plastik erreichten.»