dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
name: Naegeli
vorname: Harald (Oskar)
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biografische angaben: * 4.12.1939 Zürich. Schweizer Graffitikünstler, Zeichner und Grafiker.
Nach der Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Zürich 1956–1960 und einem Aufenthalt an der Ecole des Beaux-Arts in Paris 1964 fertigt er seit 1975 in Zürich und zahlreichen anderen europäischen Orten öffentliche Sprayzeichnungen ohne Auftrag. Seit 1983 auch öffentliche Sprayaktionen. Ausstellungen bis 1989 zeigen in der Regel nur Fotos seiner Graffiti, seither stellt Naegeli unter seinem eigenen Namen zudem Zeichnungen und Grafik aus.
Als Sprayer von Zürich ist Harald Naegeli bekannt geworden. Seit 1977 entstehen an den sauberen Fassaden der Bankenstadt, vor allem in ausgesuchten architektonischen Situationen des Stadtraums, zahlreiche, mit meist schwarzer Sprayfarbe gezeichnete Figuren. Ihre zeichnerische Qualität und ihre situationsbezogene, den Vormarsch des Betons in den Städten kritisierende Platzierung lenken das öffentliche Interesse schnell auf die künstlerische Konzeption Harald Naegelis, ohne dass Person und Name des polizeilich Gesuchten überhaupt bekannt sind. Erst 1979 hat die Fahndung in Zürich Erfolg: Naegeli, der die Urheberschaft an zahlreichen Wandzeichnungen zugibt, wird zu einer hohen Geldstrafe und 1981 nach wiederholter Tat und Flucht ins Ausland in Abwesenheit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt: «Der Angeklagte hat es verstanden, über Jahre hinweg und mit beispielloser Härte, Konsequenz und Rücksichtslosigkeit die Einwohner von Zürich zu verunsichern und ihren auf unserer Rechtsordnung beruhenden Glauben an die Unverletzlichkeit des Eigentums zu erschüttern», heisst es in der Urteilsbegründung.
Die Wandzeichnungen des Sprayers finden sich in ganz Westeuropa. Aufenthalte in Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Köln, Paris, Viterbo, Kopenhagen und Düsseldorf hinterlassen Spuren, die mitunter den Charakter von Zyklen annehmen. Mittlerweile international gesucht, wird Naegeli 1983 an der norddeutschen Grenze gefasst und muss 1984 in der Schweiz eine sechsmonatige Gefängnisstrafe verbüssen, trotz heftiger internationaler Proteste von Schriftstellern, bildenden Künstlern, Kunstvermittlern und Politikern. Nach der Haft arbeitet er in seinem neuen Domizil in Düsseldorf verstärkt an Zeichnungen, grafischen und angewandten Arbeiten. Politische Themen, insbesondere der Kampf gegen Tierversuche, nehmen einen grösseren Raum ein. 1986, nach der Verschmutzung des Rheinwassers durch den Brand bei der Basler Chemiefirma Sandoz, sprüht er auf über hundert Kilometern entlang des Rheins zwischen Düsseldorf und Koblenz den Totentanz der Fische. In Venedig, Wismar und anderen Städten entstehen weitere Zyklen von Spraybildern. (aus: Stahl, Harald Naegeli, sikart.ch, Zugriff: 22.3.2013)