dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
künstler: Rudolf Bergander, Hans Christoph, Siegfried Donndorf, Erich Gerlach, René Graetz, Heinz Hamisch, Martin Hänisch, Alfred Hesse, Werner Hofmann, Willy Illmer, Willy Jahn, Hans Kinder, Rolf Krause, Bernhard Kretzschmar, Wilhelm Lachnit, Walther Meinig, Max Möbius, Arno Mohr, Max Erich Nicola, Franz Nolde, Karl-Erich Schaefer, Kurt Schütze, Jürgen Seidel, Paul Sinkwitz, Fritz Skade, Horst Strempel, Fritz Tröger, Willy Wolff
titel: Wandbildaktion
jahr: 1949
adresse: 2. Deutsche Kunstausstellung, Stadthalle, Nordplatz, Dresden
+: «Zur Vorbereitung der 2. Deutschen Kunstausstellung von 1949 wurden erstmals in der SBZ/DDR im großen Umfang Aufträge vergeben. Die Wandbildaktion sollte dazu beitragen, die "Kluft zwischen bildenden Künstern und Werktätigen" zu schließen und die Künstler an der gesellschaftlichen Umgestaltung zu beteiligen.
Ausgewählt wurden 28 Maler, die sich in Kollektiven zusammenschlossen und in Zusammenarbeit mit 14 Großbetrieben Wandbilder aus dem Themenbereich "Arbeit" und "Zweijahresplan" gestalten sollten. Kritik gab es bereits an den Entwürfen der Künstler: Der Auftraggeber forderte, daß die Studien "freudiger, lebendiger, kraftvoller und positiver" wirken sollten.
Diskussionsdarstellungen wurden in den späten fünfziger und den sechziger Jahren zum häufigen Bildsujet. Horst Strempels Ölstudie "Plandiskussion", die im Zuge der Wandbildaktion entstand, zeigt eine sehr frühes Beispiel, in dem das Ideal des gleichberechtigten, kollektiven Arbeitens thematisiert wird. In leicht abgewandelter Form fand dieses Motiv Eingang in das auf der 2. Deutschen Kunstausstellung heftig diskutierte Wandbild "Metallurgie Hennigsdorf" des Kollektivs René Graetz, Arno Mohr und Horst Strempel.
Trotz sorgfältiger Auswahl und ideologischer Betreuung der Künstler durch den Auftraggeber wurden die ausgeführten Arbeiten von maßgeblichen Politikern und Kulturfunktionären als "formalistisch" kritisiert. Einzig für das Bild "Berufsschulung" von Erich Gerlach und Kurt Schütze überwog das Lob, denn es sei "inhaltlich positiv und kompositorisch gut gegliedert". Es wurde von der Sächsischen Landesregierung gekauft und blieb als einzige Arbeit dieses Auftragsprojekts bis heute erhalten. Die restlichen Werke wurden in den 50er Jahren zersägt und dienten als Malgrund für neue Bilder.» (aus: Deutsches historisches Museum, Onlinearchiv)
«Die 13 Wandbilder wurden von neun Kollektiven und vier einzelnen Künstlern gestaltet :1. Hans Christoph, Martin Hänisch, Werner Hofmann: "Steinkohle"; 2. Heinz Hamisch, Alfred Hesse, Rolf Krause: "Stahlwerk Riesa"; 3. Siegfried Donndorf, Willy Illmer, Fritz Tröger: "Großkraftwerk Hirschfelde"; 4. Karl- Erich Schaefer, Paul Sinkwitz, Willy Wolff: "Reichsbahnausbesserungswerk"; 5. Rudolf Bergander, Walther Meining, Franz Nolde: "Meißen—Keramik"; 6. Max Möbius, Fritz Skade: "Maschinenausleihstation"; 7. Erich Gerlach, Kurt Schütze: "Berufsschulung"; 8. Max Erich Nicola, Jürgen Seidel: "Feinmechanik Zeiß- Ikon; 9. René Graetz, Arno Mohr, Horst Strempel: "Metallurgie Hennigsdorf"; 10. Bernhard Kretzschmar: "Vorwärts zur Tat"; 11. Wilhelm Lachnit: "Begegnung"; 12. Willy Jahn: "Neubauern"; 13. Hans Kinder: "Tanz".» (aus: Plaul, nach: Flacke, 1995)
«Auch [neben der Vorrangstellung des Alters] das Formel-Werden von in Wirklichkeit höchst widrspruchsvoll ablaufenden Prozessen zegit sich sehr genau in der Dresdener Wandbildaktion für die Zweite Deutsche Kunstausstellung 1949. […] forcierte Prozess des Formel-Werdens in der Kunst traf in fataler Weise mit dem Drang nach einer sich von der Erzählstruktur lösenden, wenn man so will, abstrakteren Bildfindung zusammen. Das Ergebnis war deprimierend. Eingefrorene Handlungen in unterschiedlichen Industriezweigen (optische Industrie, Stahlschmelze, Eisenbahnreparatur, Keramikherstellung, Bergbau) und in der Landwirtschaft zeigten nicht mehr Herkunft und Zukunft, sondern den momentanen Zustand. […] in Dresden […] war die Wirklichkeit schon das Ziel.» (Guth 1995, S. 87—88)
«Den Versuch einer wirklich analytischen Kritik der Dresdener Aktion gab es nicht, wiewohl es nicht an Verteidigern der Arbeiten gefehlt hat. […]» (Guth 1995, S. 90)