dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
künstler: Steivan Liun Könz
titel: Männlich-weibliche Ikarus-Doppelfigur
jahr: 1987
adresse: Kantonsschule Chur, Cafeteria, Arosastrasse 2, Chur GR, Schweiz
+: Wandgemälde, marouflierte Leinwand
«Könz beschränkte sich bei der Auseinandersetzung mit dem Labyrinth nicht auf die Wege auf dem Erdboden. Ebenso sehr interessierte ihn der Fluchtweg durch die Luft. Zusammen mit dem Labyrinth nimmt ab den 1980er Jahren die Darstellung fliegender Menschen oder Mischwesen mehr und mehr Raum ein, Ikarus und der Engel, Absturz und gelungener Flug werden bleibende, wichtige Themen. Ein frühes Beispiel ist der androgyne Ikarus, den der Künstler 1987 als Wandbild für die Breitseite der Cafeteria in der Kantonsschule Chur malte. Könz ging vom Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler aus, das vergleichbar sei mit dem Verhältnis zwischen Vater und Sohn, Daedalus und Ikarus. Auch die Lehrer brächten ihren Schülern bei, Flügel zu bauen, allerdings einseitig, denn der rationale Flügel werde gegenüber dem irrationalen überbetont. Dem entsprechend gestaltete Konz die Leinwand, die auf die Mauer gezogen worden war: Ein zusammengegürtetes Paar steht auf einem Felsen im Meer, links der Mann mit kühl-blauem, geknicktem Flügel, der mit einem magischen Quadrat und einem Zahnrad auf Logik und Technik verweist, rechts die Frau, deren roter Flügel weit ausgebreitet und prachtvoll ornamentiert ist, unter anderem mit einem Labyrinth. Ein Schiffchen fährt weit draussen im Meer, darauf sind, erkennbar an ihren Initialen und typischen Accessoirs,der Künstler selbst und der Mathematikprofessor Friedrich Flesch, der mit seiner grosszügigen Spende das Kunstwerk in der Cafeteria ermöglicht hatte.» (Siegfried, 2011, S. 228—229)