dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
name: Ardüser
vorname: Hans
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biografische angaben: «Am meisten Interesse verdient der Name des Bündner Malers Hans Ardüser, der als ein Typus eines volkstümlichen Fassadenmalers gelten kann. Ardüsers Wirksamkeit fällt in die achtziger Jahre des 16. Jahrh[underts]. Er lebte 1557 bis 1618. Zur Winterszeit war er Schulmeister und amtete als solcher abwechslungsweise in Thusis, Lenz und Schweiningen, zuletzt in Villa (Lugnez), wo er in zwei Wintern die dortige Jugend unterrichtete. Kam der Frühling ins Land, so wurde die Schulstube geschlossen. Aus dem Magister wurde jetzt ein fahrender Künstler, der zum Wanderstab griff und mit Farben und Malzeug beladen, überall Gewinn und Arbeit suchend, durch das Land zog. Ardüser, der fast alle Täler Graubündens durchzogen, von vielen Gefahren bedroht, und manch vergebenen Weg gemacht hat, erzählt in seinem Tagebuch vom Oberland, daß er am 21. Juni 1606 von Ilanz gegen Ruwis gewandert, daselbst gegen Waltensburg über den Berg gegen Schlans über große Töbel gegangen sei. Dann gegen Drunz (Truns) und Sumvyx, Disentis über einen großen Berg nach Medels, und am selben Tag bis Tavetsch. Am Johannestag nach Chiamutt und wieder zurück nach Soliva und Corallia (Curaglia) Mutschnänga. Über Disentis nach Brigels, wo er den Auftrag, Fendli zu malen, angenommen hat. Und ging gen Waltenspurg und nach gen Ilanz. Den 29. gieng ich schier in das hintrist Dorf in Lungnez. Da fand ich auch Arbeit uf künfftig. Gieng widerum gen Ilanz, gen Schlöiwis und gen Segenns (Sagens) und wiederum gen Ilanz. Überall um Arbeit gluget. Am 30. brachmonat einen großen Barg uff an denn übersaxenn (Obersaxen). Da ward mir auch ins iars frist etwas zgwinnen versprochen mit malen und kam widrum gen Ilanz und noch am selben tag gen Dusis (Thusis) als bei aller größten hiz, schwer tragen und wenig zerung. Also ists mir auch ali andere iar ergangen. In seinem Tagebuch steht auch der Vermerk: „Hüser gemalt." Dabei wird man an die Ausstattung der Fassaden mit Wappen, Ornamenten und architektonischen Dekorationen zu denken haben. Als Maler hat er eine umfangreiche Tätigkeit entwickelt. „Er hat Uhren und anderes an Kirchtürme, ferner Wappenschilder, Fahnen und selbst Altarbilder gemalt, so in Andeer, zu Portein am Heinzenberg, in Valendas und Davos. Von Ardüsers Arbeiten, die nach seinen eigenen Angaben einst in fast ganz Bünden in großer Zahl zu finden waren, ist heute nicht viel mehr erhalten, und die wenigen erwecken nicht gerade eine hohe Meinung von seiner Kunst. Die fehlerhafte Zeichnung ist der hauptsächlichste Mangel ; doch kann ihm eine lebhafte Phantasie nicht abgesprochen werden." Der erste Auftrag Ardüsers erfolgte 1580 für die Domkirche in Chur. Im nämlichen Jahre in Alvaschein für Mathias Streif. In Lenz des Amann Galen Hus, dessen Außenwände er mit Schildereien bemalte und laut seinem Tagebuch 50 Gulden erhielt. Dann folgen ein Haus in Valendas Anno 1583 und vier Jahre später für den Obersten Hartmann ein Haus zu Parpan, ferner 1591 führte : im Hause Planta, jetzt Haus Weber, wo er folgende Fresken aus die Erschaffung Evas, der Riese Samson, wie er den Rachen des Löwen auseinanderreißt, und die Mahlzeit des Herodes (Salome mit dem Haupte des Täufers); außerdem sind die Fenster mit Ornamenten und Figurenwerk reich verziert. In Villa im Lungnez, wo er zwei Winter als Schulmeister waltete, erhielt er 1591 den Auftrag, die dortige St. Rochuskapelle innen und außen zu bemalen. Draußen an der Südwand waren bis in die achtziger Jahre noch die Madonna neben den Heiligen Rochus und Sebastian zu sehen. Links an der Front war St. Mauritius, während rechts beim Eingang der Riese Christophorus dargestellt war. Eine ähnliche Darstellung war am Turme von St. Sebastian in Igels zu sehen, die von 1592 datiert war. Man kann füglich annehmen, daß letzteres auch von Ardüser stammte. In Zillis im Schams malte Ardüser 1590 die Fassade des Meneschen Hauses. Die Ecken dieses Gebäudes zeigten Pilaster mit klobigen Kapitalen, steifen Ranken und Kandelaberteilen ; die Fenster waren umrahmt von bauchigen Säulen und Giebeln, worüber Figuren zum Vorschein kamen ; außerdem waren die Wappen des Besitzers und der Drei Bünde, sowie ein mit einem Bären ringender Löwe regellos über die Fassade verteilt. An der Fassade las man die Inschrift: Hans Ardüser hat gemalet im Brachmonat 1590. Ein zweites Haus in Zillis, das Galgersche, dessen Fassade Ardüser 1582 malte, hat heute seinen Schmuck verloren. In Andeer war das Haus des Landammanns Hans von Capol mit Malereien von Hans Ardüser geschmückt. Gelegentlich einer in neuester Zeit erfolgten Restauration wurden sie entfernt. In Alvaneu und Andest malte er 1601 die Passion. Bei der im Sommer 192S erfolgten Renovation des Schlosses Rhäzüns sind die heraldischen und ornamentalen Wandmalereien Hans Ardüsers aus dem Ende des 16. Jahrh. aufgefrischt worden. Fernere Werke Ardüsers lassen sich in Scharans, Prada bei Müstail, Alvaschein, Mons nachweisen. In Cazis war bei der St. Wendelinskapelle ein bemaltes Haus, welches Ardüser zugeschrieben wird und von 1617 datiert ist. Das Haus Nr. 36 zeigt an der Fassade eine Madonna. Eine der besten Leistungen hat Ardüser in Scharans am Geesschen Haus geschaffen. Er begnügte sich mit der Umrahmung der Fensterstöcke, zwischen die er ein Inschriftfeld und einen kleinen Wappenfries einfügte und damit seine unzweifelhafte Begabung im Ornamentalen und heiterer Anordnung eines farbfrohen, von Figuren belebten Ranken-und Rollwerks zur glücklichen Geltung gebracht hat. Das Datum 1605 befindet sich unter dem von einem Engel gehaltenen Wappen des Besitzers. Die Fensterbekrönungen zeigen die bekannten Motive, Voluten mit Tieren und Genien, Wappen der Drei Bünde. Über dem Wappen des Hausherrn steht die Inschrift: / Das Hus stat in Gottes handt / Christof Gas der husher ist wol bekannt / Gott wol in al Zit wol Bewahren / das im kein Leid mög widerfahren. In Scharans war am Pfrundhaus die Darstellung des Sündenfalls zu sehen, welche Ardüser gemalt haben soll. Seine Leistungen wird Ardüser jedenfalls auch der Honorierung angepaßt haben. Wenn auch die künstlerische Ausführung seiner Arbeit manchmal versagte, so versagt doch nie eine gewisse angeführt : Leuchtkraft seiner Farben. Und so hat sich seine Volkskunst in einigen Beispielen drei Jahrhunderte hindurch erhalten.» (Buholzer, 1930)