Neue Bedingungen – Neue Maler. Neue Formen der Wandmalerei, in: Antonio Rodríguez, Der Mensch in Flammen, 1967, S. 208, 222 (dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch)
eingetragen von Alex Winiger am 26.02.2017, 22:36 (email senden)
geändert von Alex Winiger am 21.03.2017, 13:32 (email senden)
«Die Kirche verlangt wenigstens, dass die Malerei religiös sei, dass sie hilft, die Gemeinsamtkeit zwischen dem Gläubigen und Gott herzustellen. Ist sie auch nachgiebig bei der Darstellung von Mitgliedern der guten Gesellschaft neben der Jungfrau und den Engeln, so gestattet sie schwerlich irgendeine ideologische oder formale Kühnheit. Federico Cantú, einem Maler von glühender Religiosität, löschte sie ein Wandbild im Kirchspiel von San Miguel Allende aus, weil die auf ihm dargestellte Jungfrau die Gesichtszüge einer Eingeborenen hatte und sich mit einem Rebozo bedeckte.
[…] Der Maler nahm an, die diesem Bild geltende Enscheidung der Richter beruhe auf seiner 'Ketzerei', eine Jungfrau mit dunkelbrauner Hautfarbe und mit einem Rebozo bedeckt gemalt zu haben. Der Grund jedoch lag viel tiefer und war für den Maler eher schmeichelhaft. Seine Malerei war zu herb und unschicklich; in ihrer Leidenschaftlichkeit und Männlichkeit übermässig mexikanisch, das soll heissen, zu sehr dem Geiste der mexikanischen Wandmalerei zugetan.»