dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
titel: Bergün, Stuls, Latsch
jahr: 14.–20. Jahrhundert
adresse: Bergün GR, Schweiz
+: Fassadensgraffiti und -bemalungen. Kirchenausmalungen
«Die grösseren Bauten entlang der Hauptgasse waren seit ihrer Bauzeit glatt verputzt und in Mal- oder Sgraffitotechnik geschmückt. Die ältesten Bauten und insbesondere die Höfe der Kleinbauern zeigen hingegen nur grob verputztes Mauerwerk. In diesen Fällen zeichnet der glatte Verputz lediglich die Fensternischen und die Türrahmen aus. Diese weissen Rahmungen und die bescheidenen Ritzungen sind ihr einziger Schmuck.
Die wohlsituierten Familien bevorzugten auch nach 1500 gotisch anmutende, gemalte Architekturelemente. Die durch den Formenreichtum der Renaissance bereicherte Sgraffitotechnik kommt nach der Mitte des 17. Jahrhunderts stark auf. Aber auch die Maltechnik wird hie und da stilgerecht angewandt, besonders im ausgehenden 18. Jahrhundert mit den Motiven der Régence. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschwinden die gemalten und die geritzten Dekorationsprogramme unter den damals beliebten glatten, grauen Überputzungen. Die Sgraffitotechnik feiert zur Zeit des ersten Heimatstils nach 1905 und besonders nach 1950 eine wahre Neubelebung. […]
Der originale Fassadenschmuck ist in Bravuogn zumindest zahlenmässig eine Rarität. Unter dem Putz des ausgehenden 19. Jahrhunderts ruhen hingegen noch etliche Kostbarkeiten früherer Zeiten.»
(Bossardt / Giovanoli 1983, S. 12/14)
«Stugl ist eine reine Bauernsiedlung mit kaum wahrnehmbaren sozialen Unterschieden. […] Im leicht geschwungenen Gassenbild dominieren heute die hellen, meist schmucklosen Fassaden. […] Unter vielen nachträglich aufgetragenenen Putzschichten sind ältere wertvolle Dekorationen in Ritz- und Maltechnik zu vermuten.»
(Bossardt / Giovanoli 1983, S. 36)
«Das Dorf [Latsch] präsentiert sich als ein nach innen gerichtetes, dichtes Gefüge in der baumlosen, leicht ansteigenden Wiesenlandschaft. Die Siedlung ist entlang einer Gasse mit Abzeigungen als reines Strassendorf gewachsen. […] Auch in Latsch gehören die aufmodellierten und gekalkten Putzrahmen an Fenstern und Toreinfahrten zu den frühesten Zierformen. […] Sgraffitoverzierungen […] sind bei weitem zahlreicher als bemalte Fassaden […]. Die noch originalen Verputze sind sehr selten. […] Seit 1960 ist eine mässige Erneuerungstätigkeit im Gange.»
(Bossardt / Giovanoli 1983, S. 54, 58)