dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)
verfasserin/verfasser: Walter Überwasser
titel: Basler Wandmalerei : mit Reproduktion von H. Pellegrini
+: in: Du 3 (1943), Heft 6, S. 39
«Wäre nicht das Wort so verbraucht, müßte man von der «demokratischen» Kraft dieser Bilder sprechen, die im Auftrag der Allgemeinheit gemalt, sich an jeden wenden, dessen Blick sie anzuhalten vermögen. Hier will und muß sich der Künstler selbst unserer Tage wie seine alten Vorläufer mit den großen ewig gültigen Vorstellungen an die Allgemeinheit wenden. Nichts mehr vermag bei solcher Aufgabe der süße Betrug des schönen Pinselstrichs, der das private Leinwandbild so hinreißend machen kann. Und alle kunsthändlerische Bilderspekulation, die sooft aus kleinen Bildern die großen Werte zu machen versteht, ist hiebei gänzlich außer Kurs gesetzt. Ganz andere Größen rücken ins Bildfeld ein; Maßstab, als Sinn für das Große und Untergeordnete, Haltung, als bindender Zusammenklang aller guten Komposition, Farbe, die so sparsam gebraucht werden kann, daß die unbemalten Stellen grauen Wandverputzes zu den kostbarsten Tönen gehören werden. Und in und durch dies alles: die Figur, der Mensch. Solange der Mensch noch in großer Weise in einer Stadt gesehen wird, kann sie auch Wand¬ malerei hervorbringen. Ja, es wird gerade ihre Wandmalerei ein Prüfstein sein, ob in einer Stadt noch die großen menschlichen Zusammenhänge, das Humane und das Humanistische, weiter erkannt werden.» (Überwasser 1943, S. 39)