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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

name: Davis

vorname: Stuart

biografische angaben: 1892–1964. US-amerikanischer Kunstmaler und Druckgrafiker

«Sogar abstrakte Künstler und solche, die sich an ihnen orientieren die in den 30er Jahren im Auftrag der WPA/FAP Wandbilder malten, waren überzeugt, dass ihre Arbeiten zeitgemäss sein sollten. Ebenso wie die sozialen Realisten betrachteten die abstrakten Maler die Regionalisten als ihre Feinde. Stuart Davis, ein abstrakter Künstler, der jedoch figurative Elemente in seine Bilder einbezog und zugleich theoretischer Kopf der in der Artist Union […] organisierten politisch engagierten Künstler, akzeptierte zwar eine Vielfalt von Formen und Stilen, bestand jedoch auf künstlerischer Aufrichtigkeit, wie folgender Text von ihm deutlich macht:

"Der Begriff 'gesellschaftlicher Inhalt' ist schlecht gewählt und wirkt sich destruktiv in der Kunst aus, indem er sich auf einen gesellschaftlichen Inhalt bezieht, der der Kunst selbst nicht innewohnt. Der Begriff sollte gegen einen anderen ausgetauscht werden, der die Intention, nämlich soziale Stellungnahme umschreibt. Es gibt ein Bedürfnis nach einer Kunst der sozialen Stellungnahme, nach einer Kunst des bürgerlichen Naturalismus und ebenfalls nach einer Kunst der übergreifenden Formulierungen von Raumerfahrung – d.h. nach abstrakter Kunst." Die Kunst, die Davis bekämpfte, war "reaktionäre Kunst … eine Kunst, die Lügen verbreitet. Für die Kunst der sozialen Stellungnahme wäre dies, die Porträtkunst um ihrer selbst willen, doer Darstellungen, auf denen Angestellte des WPA als Herumtreiber zu sehen sind". Auch die abstrakte Kunst hatte ihre Reaktionäre. Davis verabscheute insbesondere die elitäre Einstellung jener Abstrakten, die durch die Baroness Hilla Rebay, der Kuratorin der Salomon R. Guggenheim Sammlung, gefördert wurde. Rebays Ausspruch, "Kunst ist wie Musik, sie bedeutet nichts" und "sie ist auch nicht für die Massen, sondern für die Elite der Menschheit bestimmt", war für Davis die Quintessenz reaktionären Denkens.

Davis verstand seine eigene Arbeit, auch die gleichgesinnter Künstler, als eine Neuordnung, als eine Veränderung des status quo:

"Abstrakte Kunst ist ein integraler Bestandteil der sich verändernden heutigen Wirkloichkeit, und in diesem objektiven Prozess ist sie eine aktive Kraft. In den letzten dreissig Jahren haben die Gedanken, die Hände, die Materialien und die demokratischen Ziele der abstrakten Künstler, das Gesicht unserer gegenständlichen Welt buchstäblich verändert. Betont werden muss, dass die Veränderungen, die sie bewirkt haben, konstruktiv und fortschrittlich waren – eine Tatsache, die die abstrakte Kunst zum Gegenpol der destruktiven Kräfte des Totalitarismus und der Reaktion macht. Abstrakte Kunst war und ist eine unmittelbar progressive gesellschaftliche Kraft, nicht nur eine Theorie über den Fortschritt. Neben ihrer Auswirkung auf das Design … hat die den neuen Lichtern, den Geschwindigkeiten und den Räumen, die für unsere Zeit einmalig real sind, den konkreten künstlerischen Ausdruck verliehen. Deshalb behaupte ich, dass abstrakte Kunst eine fortschrittliche gesellschaftliche Kraft ist."» (Berman 1980, S. 366–368)

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