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dieser beitrag wurde verfasst in: deutsch (ger/deu/de)

name: Keck

vorname: Paul

wikidata-repräsentation: Q32824609

gnd-repräsentation: 115681698

biografische angaben: 1904–1973. Deutscher Maler

«Paul Keck, Sohn des autodidaktisch ausgebildeten Allgäuer Heimatkünstlers Otto Keck (1873-1948), hatte im restaurativen München der 20er Jahre an der Akademie der bildenden Künste studiert und als Dekorationsmaler mit Meisterprüfung fundierte handwerklich-technische Kenntnisse erworben. Die Akademie, die eine dezidiert konservative Kunstpolitik betrieb und nach wie vor am Stil der Münchner Malerschule des 19. Jahrhunderts festhielt, bildete in hoher Zahl Künstler wie Keck aus, die eine beschaulich-unkomplizierte realistische Gattungsmalerei praktizierten. Sie hatten Mühe, mit dieser auf dem übersättigten Kunstmarkt unterzukommen, bis ihnen schließlich die Maschinerie der nationalsozialistischen Kunstproduktion einen Platz bot. Keck kehrte nach einem kurzen Parisaufenthalt 1929/30 ins Allgäu zurück, wo der junge Maler, existentiell durch die Übernahme der elterlichen Gastwirtschaft abgesichert, schnell ein umworbener und vielbeschäftigter Heimatkünstler wurde. Sein Erfolg war getragen von der massenintegrierenden, die Moderne diffamierenden Kulturpropaganda des Dritten Reichs, die besonders in Süddeutschland griff. Die nationalsozialistische Politik machte sich das permanente Unterlegenheitsgefühl der Landbevölkerung gegenüber der Stadt zunutze und wertete das Land und dessen kulturelle Äußerungen – unter Ausblendung der sozio-ökonomischen Wirklichkeiten – zum mystischen Hort menschlicher Ursprünglichkeit und überzeitlicher Werte inszenatorisch auf. Auch Keck konnte sich in seiner Kunst bestätigt fühlen und schloß sich willig an.

Das Jahr 1945 bedeutete das Ende der Keck künstlerisch konstituierenden nationalsozialistischen Ideologie. Im neuen, bundesrepublikanischen Deutschland setzte nun im Zuge der Politik des Kalten Krieges eine forcierte und polemische Polarisierung abstrakter gegenüber gegenständlich-realistischer Kunst ein, die jene als demokratisch, diese jedoch als sozialistisch ideologisierte. Auf diesen abrupten politisch-kulturellen Umschwung reagierte Keck wie die Mehrzahl der Zeitgenossen mit tabuisierender Verdrängung und

aggressiver Verunsicherung. Er konnte sich seiner selbst und seiner Kunst nur dadurch vergewissern, indem er alles Moderne radikal ablehnte und sich hinter einer reaktionär-normativen Kunstauffassung verschanzte. Dabei hatte das Jahr 1945 trotz einjährigen Malverbots für seine berufliche Tätigkeit keinerlei Folgen. Die Aufträge für Porträts und Wandbilder flossen ohne Unterbrechung weiter, unablässig produzierte er für einen breiten Kundenstamm Landschaften und Genrebilder.» (Steiner, S. 272)